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Automotive

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50 Prozent der Weltproduktion ist nicht

mehr in Europa angesiedelt. Die Pro-

duktion im Ausland ist steigend. Selbst

Daimler investiert 500 Millionen Euro in

Polen und nicht in Kölleda. Wir gehen

davon aus, dass mittelfristig die Zulie-

ferindustrie in Thüringen ebenso be-

troffen sein wird. Dies wird insbesonde-

re die kleineren Zulieferunternehmen

belasten, die nicht mit global verteilten

Produktionsunternehmen reagieren

können.

Im vergangenen Jahr haben Sie den

steigenden Druck auf die Zulieferer

beklagt und sogar vom gläsernen

Patienten gesprochen. Hat sich ir-

gendetwas zum Besseren gewendet?

Der Druck auf die Zulieferer steigt stän-

dig. So hat VW angekündigt, die hohen,

durch eigenes, betrügerisches Fehlver-

halten entstandenen Verluste, zum Teil

durch eine erneute Preisrunde mit den

Zulieferunternehmen zu kompensieren.

Während die Vorstände von VW und

auch die Hauptaktionäre ihre Entnah-

mepolitik beibehalten, obwohl der Ge-

samtschaden für den Konzern noch

nicht bekannt ist, die Belegschaft bei

Boni und Lohnforderungen kaum Ein-

sicht zeigt, ist „business as usual“ ange-

sagt, will sagen, die nächsten Preisfor-

derungen kommen auf uns zu. Für

Zulieferer ist dieses unverantwortliche

Verhalten nicht nachvollziehbar.

Vor einigen Wochen haben Sie den

Vorschlag gemacht eine Ombudsstelle

für Streitigkeiten zwischen OEMs und

Zulieferern zu schaffen. Eigentlich

müssten doch da die Alarmglocken

beim VDA im Allgemeinen und bei

Herrn Wissmann im Besonderen ge-

klingelt haben. Gab es schon eine

Reaktion aus Berlin?

größten Evolutionsschritte erleben?

Sind es die Antriebe, sind es die ver-

wendeten Materialien oder ist es eher

das autonome Fahren?

Ohne eine neue, verbesserte Batterie-

technik wird der elektrische Antrieb

nicht schnell auf hohe Produktions-

stückzahlen kommen. Neue und ge-

wichtssparende Materialen bedingen

ein neues Design des Fahrzeugs, was

nicht ausschließt, dass Zug um Zug der-

zeit Komponenten aus Stahlblech oder

Guss durch neue und leichtere Werk-

stoffe ersetzt werden. Das komplette

autonome Fahren sehen wir am Ende

einer längeren Entwicklungskette von 5

bis 10 Jahren, zumal viele juristische

Fragen noch geklärt werden müssen.

Teillösungen zur Verbesserung der

Sicherheit werden in Stufen eingeführt

werden.

Bleiben wir einen Moment bei den

Antrieben und wenden uns dem

Reizthema Elektromobilität zu. Die

Bundesregierung hat eine Kaufprämie

beschlossen, um den schwachen Zu-

lassungszahlen auf die Sprünge zu

helfen. Ist das für Sie ein probates

Mittel? Oder woran liegt es, dass sich

namentlich deutsche Hersteller mit

den „Stromern“ so schwer tun?

Wir finden den Ansatz der nunmehr be-

schlossenen Kaufprämien als nicht ziel-

führend. Bis zur Realisierung eines flä-

chendeckenden Ladesystems im Lande,

insbesondere Schnellladesysteme an

Erwarten Sie eine Reaktion des VDA zu

Mittelstandsfragen, insbesondere von

Herrn Wissmann? Der VDA ist ein Teil

des Automobilclusters, welches mit den

Kfz-Herstellern in heiliger Allianz mit

dem Verkehrsministerium in Berlin fun-

giert. In einem Gespräch des AT bei

Herrn Wissmann in Berlin, unter Teil-

nahme von Herrn Minister Tiefensee,

haben wir diesen Mangel an Unterstüt-

zung der Zulieferer vorgetragen. Aus

Sicht der Herren des VDA gibt es hier

keinen Korrekturbedarf. Für VDA-Mit-

glieder sei eine Vertretung durch den

VDA gegeben. Meine Zusammenfas-

sung: Es war ein nettes Gespräch in

freundlichem Umfeld, aber ohne nen-

nenswertes Ergebnis. Dies muss sich än-

dern, auch durch Unterstützung der

Politik. Es ist Zeit, einen eigenen Zulie-

ferverband der Mittelständler bundes-

weit zu initiieren.

Sie selbst haben ja einschlägige

Erfahrungen bei Streitigkeiten mit ei-

nem Hersteller. Was hätte eine Om-

budsstelle besser machen können, als

es ein Gericht kann?

Eine Ombudsstelle soll dazu beitragen,

dass bei Streitigkeiten zwischen den

Parteien, OEM und Zulieferer, nicht so-

fort der Rechtsweg eingeschlagen wer-

den muss, um seine Rechte durchsetz-

ten zu können. Eine Prozessdauer von

nahezu sieben Jahren wie im Falle MI-

TEC gegen Ford kann nicht jeder Zu-

lieferer durchhalten. Da der VDA für

Nichtmitglieder hier nicht zur Verfü-

gung steht, ist dringend Handlungs-

bedarf gegeben.

Anderes Thema: Das Auto der Zukunft

– das Titelthema unserer Ausgabe.

Was glauben Sie: Auf welchem Gebiet

werden wir in den nächsten Jahren die

„Wir brauchen einen

bundesweiten Zulieferer-

Verband.“