Automotive
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sitzen nah beieinander und können auf
kurzem Weg Informationen austau-
schen. Alle Belange des Projekts – von
technischen Fragen bis hin zu den Fi-
nanzen – sind in diesem Projektraum
konzentriert.
Marcus Reinhardt weiß diese besondere
Atmosphäre besonders zu schätzen, zu-
mal sie ein besonderes Vertrauen des
Managements zum Projektteam wider-
spiegelt. Durch die Herauslösung aus
der Abteilungshierarchie konnte man
sich lange Entscheidungswege und
Präsentationen sparen und war auch
schon rechtzeitig über mögliche künfti-
ge Probleme informiert. Trotzdem blie-
ben immer noch die jeweiligen Fach-
abteilungen als Rückfallebene, wo man
bei Bedarf fachliche Unterstützung ho-
len könne.
Der in Rede stehende Hersteller verei-
nigt unter seinem Dach verschiedene
Marken. Die neue Doppelkupplung soll
in allen infrage kommenden Modellen
mehrerer Konzernmarken verbaut wer-
den. Deshalb forderte der OEM die un-
gewöhnlich hohe Stückzahl von 400
Prototypen bei BorgWarner ab. Dies hat-
te logischerweise auch Einfluss auf das
Gesamtprojekt, weiß Marcus Reinhardt.
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Bestücken der neuen
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Doppelkupplung mit Lamellen
.
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Montagemitarbeiterin Fr. Heyder beim Einlegen von Bauteilen
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in die Schweißstation
.
BorgWarner
Transmission Systems Arnstadt GmbH
August-Broemel-Straße 4
99310 Arnstadt
www.borgwarner.comAnzeige
Es galt, neue Prozesse mit den Lieferanten zu imple-
mentieren und dem Montageprozess schon in der
Prototypen-Phase im Blick zu behalten. Dazu arbeite-
ten die beiden Linienverantwortlichen Thomas Sauer
und Jens Nowak zeitweise in Ketsch, um schon bei der
Entwicklung die Belange der späteren Produktion mit
einfließen zu lassen. Zusätzlich wurden durch ihren
Einsatz die Prototypen zeitgerecht aufgebaut und aus-
geliefert und die Kommunikation zwischen den
Standorten Ketsch und Arnstadt weiter gestärkt.
Beim ersten Serien-Produktionstest waren Herr Sauer
und Herr Nowak wieder auf Dienstreise unterwegs.
Dieses Mal mussten sie die ersten 300 Serienkupp-
lungen mit ihrem Montageteam produzieren, nicht je-
doch im gewohnten Arbeitsumfeld von BorgWarner
Arnstadt, sondern beim Montageanlagenbauer vor Ort
am Bodensee. Schuld daran war erneut die knappe
Zeitschiene, die es nicht ermöglichte, eine neue Pro-
duktionsanlage aufzubauen und rechtzeitig nach Arn-
stadt zu verschicken. Marcus Reinhardt erinnert sich
gut daran, wie viel Schweiß und Überstunden die ers-
ten 300 Kupplungen gekostet haben. Am Ende hat das
Team auch diese Hürde genommen und zeitgerecht
die Kupplungen ausgeliefert. Anschließend wurde
dann endlich die neue Produktionsanlage nach Arn-
stadt geliefert. Für die Einsatzbereitschaft und Flexi-
bilität, mehrere Wochen auf Dienstreise das Projekt zu
unterstützen, ist BorgWarner sehr stolz und seinen
Mitarbeitern sehr dankbar.
Mittlerweile ist das Projekt erfolgreich über die Bühne
gegangen. Welche Aufgaben dabei zu
bewältigen waren – und noch sind –,
sollen einige Zahlen verdeutlichen: Das
Kernteam hat rund 45.000 Arbeits-
stunden aufgewandt, 5.000 Teststunden
wurden absolviert. BorgWarner und sei-
ne Lieferanten investierten insgesamt
rund 30 Millionen Euro, dafür laufen pro
Jahr rund 750.000 Stück dieses Doppel-
kupplungsmoduls vom Band. Rund sie-
ben Millionen Stück sollen es innerhalb
der nächsten zehn Jahre sein.
Und das Fazit des Teams? Eine wichtige
Erfahrung und der Stolz darauf, es ge-
schafft zu haben, sagt Maike Campa-
nella. Eva Kühn lobt die beiden Linien-
verantwortlichen, die die Praxissicht in
die Entwicklung eingebracht hätten.
Und Program Manager Marcus Rein-
hardt weiß schon von einem nächsten
Projekt, das auf ähnliche Art in Angriff
genommen werden soll. (tl)